Die "Hullafraa"
Wer
oder was ist die Hullafraa? Dies fragen sich jetzt sicher nicht nur
auswärtige, sondern auch die meisten Oberthereser die dies hier lesen. Der
Brauch der Hullafraa ist ein Brauch, der in Obertheres schon fast ausgestorben
ist und der bis ungefähr zur Mitte des letzten Jahrhunderts gepflegt wurde. Es
war sehr schwer Informationen über die Gestalt der Hullafraa zu bekommen. In
Theres kennen diesen Brauch nur noch ältere Generationen und selbst diese
können nur sehr wenig dazu sagen. Dank eines elektrischen Schreibens aus
Mellrichstadt konnte ich nun endlich genauere Informationen zur Hullafraa
bekommen.
Spukgestalten in der Rhön:
Bei uns in der Rhön braucht man heutzutage keine Angst vor Unwesen oder
dunklen Gestalten zu haben. Anders aber in der Vorweihnachtszeit und in den
rauen Nächten. Es ist die stille Zeit, die dunkle Zeit, in der man zur
Besinnung und Ruhe kommen soll. Gefährlich wird’s eigentlich nur, wenn man
sich daran nicht hält. Jegliches Lärmen und Radaumachen ist in dieser Zeit
untersagt. Laut herumzutollen, zu toben oder laut herumzuschreien, ist jetzt
besser nicht angebracht. Täglich mahnt des Fräla ganz besorgt: „Sei artig!
Folge deinen Eltern! Gib keine frechen Antworten! Nimm dich zusammen! Verhalte
dich leise und unauffällig! Geh nicht zu lange fort! Komm abends gleich heim,
wenn es draußen dunkel wird!“
Sie
weiß natürlich, was sich draußen auf der Straße nach Einbruch der Dunkelheit
oft abspielt. Da treten häufig Spukgestalten auf, die man sonst das ganze
Jahr nicht zu Gesicht bekommt. Das wilde Heer scheint erwacht zu sein. Zu ihm
gehört die Hullafraa oder auch Hollerfraa, eine bucklige Gestalt mit Gehstock
oder Krücke in alte Kleider gehüllt. Doch im Unterschied zu unserer lieben
Frau Holle ist diese Erscheinung den Kindern nicht wohl gesonnen. Abends, wenn
bereits die Dämmerung hereingebrochen ist, schaut sie gern nach, wer sich da
auf der Straße noch herumtreibt. Vor allem auf kleinere oder größere Mädchen
hat sie es abgesehen. Ihnen stellt sie besonders gern nach und treibt mit
ihnen ihren Schabernack. Neulich soll sie sogar ein unschuldiges Kind an den
Haaren gezogen und ihm hässliche Fratzen gezogen haben.
Mit
Vorliebe klopft sie abends auch an die erleuchteten Fenster. Nicht etwa weil
sie Einlass begehrt oder weil sie friert. Nein, sie möchte den Kindern nur
Angst einflößen. Am liebsten ist es ihr, wenn die Kinder entsetzt aufschreien
und vor Angst blindlings unter den Tisch kriechen. Da ist es schon besser,
rechtzeitig zu Hause zu sein und sich ruhig zu verhalten. Vor allem zwischen
dem 5. und 6. Januar treibt sie es besonders schlimm. In manchen Gegenden wird
sie auch die alte Percht oder Berta genannt. Bei uns ist das schon immer die
Hullerfraa gewesen, die in der Vorweihnachtszeit und in den rauen Nächten ihr
Unwesen treibt.
Wie
die Hullerfraa tatsächlich aussieht, möchtest du wissen? Darüber spricht man
eigentlich nicht so gerne. Aber denk mal selbst nach und mach dir eigene
Gedanken. Du kannst deine Ideen und Vorstellungen ja auch zu Papier bringen
oder aufmalen. (Vielen Dank an B.
Thanisch)
In Obertheres verkleidete man sich
als Hullafraa um den Kindern Angst einzujagen. Jedoch trug "unsere" Hullafraa
einen Korb auf dem Rücken um den braven Kindern etwas zu schenken. Den nicht
braven bzw. den lärmenden Kindern wurde entsprechend Angst eingejagt. Wer
genaueres über den Brauch in Obertheres weiß, der schreibt uns bitte!
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